Montenegro – the one

,,Wo bist du gerade so?“ ,,Montenegro.“ ,,Wo ist das nochmal?“ Das hatte ich drei mal. Dabei sollte es eigentlich heissen: ,,Ohh voll gut da wollte ich auch schon immer hin!“

Ich weiss ehrlich gesagt nicht einmal, wie lange ich schon hier bin, ist mir eigentlich auch egal weil ich es echt geniesse. Gibt auch ein paar Anekdoten zu erzaehlen wuerde ich mal sagen.

Fangen wir mal an. Ich kam an,als es schon dunkel war. Ich habe von Gabor die Info bekommen: Altstadt Budva Konoba Knez, frag da nach Pero. Ich hatte einen langen Tag hinter mir und es hat ein paar Minuten gedauert, bis ich die Altstadt gefunden habe. Ich bin rein und stand sofort vor dem Knez. Davor stand ein Mann, der mir freundlich zulaechelte, nachdem wir uns kurz verstaendigt hatten  wer ich bin,  sass ich auch schon an einem Tisch, vor mir Salat und Bratkartoffeln. Auch wenn ich die letzten 7 Tage was anderes gegessen haette als Nudeln mit Pesto, waere es koestlich gewesen. So war es doppelt gut.

Pero ist unsagbar gastfreundlich. Ich habe anfangs noch versucht mich dagegen zu wehren, aber auch wenn ich gesagt habe, ich haette schon gegessen, stand am Ende doch immer ein Teller vor mir. Bei soviel haeufig einfach unausgesprochener und gelassener Freundlichkeit, die Kommunikation ist etwas muehsehlig funktioniert aber, fuehlt man sich immer ein bisschen komisch, denn ich will eigentlich unbedingt etwas zurueckgeben, habe aber nicht so viel zu bieten. Naja, wenigstens kann ich darueber berichten, was fuer grossartige Menschen es gibt. Immer wenn ich ins Knez komme, sagt Pero: ,,Nils, kako si?“,  woraufhin ich dann immer etwas muehevoll und nicht ohne zu ueberlegen sage: ,,Dobro!“ Naja, wird schon, wenigstens die eine Antwort geht inzwischen.

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Abgesehen davon, dass Pero unheimlich gastfreundlich ist, was seinen Beruf ja eigentlich zur Berufung macht, scheint er ein grossartiger Koch zu sein. Ich selber kann es schwerlich beurteilen, da ich ja den greossten Teil seiner Karte verschmaehe, aber ich habe mich im Restaurant mit anderen unterhalten. Ich stuetze mich jetzt einfach mal auf deren Aussagen. Es gibt in Budva eine Menge sehr guten Fisch, aber bei Pero gibt es den besten. Seine Betitelungen lagen zwischen ,,Magier“ und ,,Prof. Dr. am Herd“ (nicht meine Worte, sondern von Leuten, die dort assen). Ich habe die meisten, die ich einen Tag dort sah, auch am Naechsten wieder vorfinden koennen. Also soviel zu Pero und dem Konoba Knez. Solltet ihr mal in Budva sein, was ich sehr empfehle, dann geht da hin und esst Fisch. (Eigentlich solltet ihr euch vegetarisch oder besser vegan ernaehren, aber ich glaube, damit brauch ich jetzt nicht anfangen.)

OK, also mein Abendprogramm der letzten Tage waere geklaert.

Tagsueber habe ich am Anfang nicht viel gemacht, mich einfach erholt, mal da mal dorthin gefahren und einfach die Zeit verstreichen lassen.

Dann auf einmal gab es doch was zu tun. Ich wachte auf und mein verfluchtes Smartphone war kaputt. Keine Ahnung warum, aber es ging schlicht und ergreifend nicht mehr. Ich habe einen kleinen Anfall bekommen, aber das hat es irgendwie nicht besser gemacht. Was also machen? Nja,Rumjammern bringt leider nicht viel und das Ding hat sich als recht nuetzliches Werkzeug erwiesen. Also Handyshop. 1 Tag spaeter mit dem neuen, kaputten Handy zurueck ein bisschen mit Zeichensprache rumhandeln und schon wieder ein neues Handy holen. Hat einiges an Nerven gekostet. Und auch dummerweise Zeit. Denn waehrend meiner Onlineabstinenz hat Gabor (der in Montenegro ein Hotel mit eroeffnet hat und somit einiges an Ortskenntnis hat) mir einen Kommentar mit Tipps hinterlassen, den ich so erst am letzten Sonntag gesehen habe.

Viel zu tun also. Mich hat als erstes am meisten der Tara Canyen gelockt. 200 km noerdlich von Budva. (Ich denke die meisten muessen jetzt mal eine Karte zu Rate fuehren.) Diese Schlucht ist, mit an der tiefsten Stelle 1600m, die Tiefste Europas und nach dem Grand Canyen in Colorade die Zweittiefste der Welt.

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Was ich gesehen habe, ist mir leider kaum moeglich in Worte zu fassen. Auch die Fotos die ich gemacht habe, koennen nur einen blassen Eindruck dessen geben, wie schoen es dort ist. Ich hatte das Gefuehl in einen Film reingefallen zu sein, denn so kann die Realitaet unmoeglich aussehen. In jeder Kurve hatte ich Angst ein paar Hobbits umzunageln.

Als ich auf dem Berg ankam, war gerade Sonnenuntergang, es war so ruhig, so schoen und so echt, dass ich etwas Pipi in den Augen hatte. Ich wusste nichts mit mir anzufangen, ausser zu geniessen.

Ist eine Schlucht auf einem Berg oder graebt sie ein Loch? Hmmm, 1600 Meter und die muessen ja irgendwo herkommen. Ich habe vergessen, dass es anfang Oktober ist. Ich habe vergessen, dass ich nicht an der Kueste sondern auf einem Berg bin. Ich habe gerademal Schlafsack, der bis +8°C ausgelegt ist und Isomatte dabei. Kein Zelt, ich wollte leichtes Gepaeck. Ich war sehr frueh muede und so schlief ich gegen etwa 20 Uhr ein. Aber nicht lange. Ich wurde vor Kaelte wach. Immer wieder habe ich mich zusammengekauert und versucht mich zu waermen. Die Fuesse blieben immer kalt. Irgendwann deckte ich mit dem Schlafsack auch mein Gesicht zu und wartete auf das Morgengrauen. Immer wieder wenn ich raussah, um zu sehen, ob es schon heller wurde, sah ich den bisher spektakulaersten Sternenhimmel meines Lebens. Scheinbar sind die Sterne zwischen 3 und 4 Uhr ganz besonders schoen. Endlich wurde es hell. Als ich aufstand, knackte alles ein bisschen. Ich begann zu realisieren, dass sich eine Eisschicht auf meinem Schlafsack gebildet hat. Mit Zelt waere alles nicht so schlimm gewesen, aber die Kombination aus Feuchtigkeit und Kaelte ist echt uebel.

Der Rueckweg war wieder ganz grosses Kino. Naja, nachdem ich durch die Wolke durch war, ueber der ich geschlafen habe.

Auf dem Heimwag nach Budva habe ich mich dann sogar ein bisschen verliebt. Aber davon schreibe ich in dem englischen Beitrag.

Es ist gerade kurz vor 8 abends und ich sitze im Internetcafé. Heute habe ich mit Katharina, ein weiterer Kontakt von Gabor, eine Frau, die deutschsprachige Touren durch Montenegro macht, eine solche mitgemacht. Tatsaechlich konnte sie das Bild, dass ich von Monte habe, noch einmal bestaerken. Wir waren wieder am Canyon. aber wo anders als ich es war.

Einige der anderen Touristen konnten leider das Bild, dass ich von deutschen Touris habe, ebenfalls bestaerken. ,,Can I help you?“ fragte ein freundlicher Kellner einen korpulenten Herren, dieser antwortete dann etwas schnaubend (drei Stufen lagen hinter ihm) ,,Ich gucke nach meiner Frau, bin gleich wieder da!“ schob den etwas irritierten, weil offensichtlich nicht der deutschen Sprache befaehigten Kellner zur Seite und stapfte in das Restaurant. Ich denke mir halt, mag sein, dass sie Urlaub machen, aber wenigstens die paar Brocken Englisch, wenn schon nicht Landessprache, kann man sich doch schon abmuehen. Egal, ich schweife ab.

Ich habe auf der Tour eine Menge ueber Montenegro gelernt. Unter anderem etwas, das mich absolut begeistert: Im Norden leben noch Woelfe und Braunbaeren in freier Wildbahn. Ansonsten hat Montenegro eine Menge groesste und tiefste Sachen. Zum Beispiel die hoechste Eisenbahbruecke Europers, den groesseten See im Balkan oder halt die Schlucht. Das Ganze ist auf einer so kleinen Flaeche, dass ich es ohne Probleme an einem Tag mit dem Moped erreichen kann.

Da meie Musik auf einer SD Karte ist und mein neues Handy die Dinger nicht annimmt, habe ich keine Musik mit wenigen Ausnahmen. Die Vorbesitzerin des Handys hat ihre Musik vor Verkauf nicht geloescht. Sie hoert echt beschissene Musik alla Bruno Mas und so eine Popkacke halt. Aber dann habe ich doch noch eins, zwei ganz brauchbare Sachen entdeckt. Hotel California ist mir inzwischen oede geworden. Also blieb mir ein Lied, das ich bislang nur als Cover von Cash gehoert habe, One von U2. Dauerschleife, aber was fuer eine. Ich habe in ganz Montenegro ein und das selbe Lied gehoert. Ich habe gefroren, gelacht und ein bisschen vor Glueck geweint und immer fuehrte Bono dieses Gespraech, das ich jetzt auch auswendig kann.

Montenegro und One sind jetzt fuer mich miteinander verbunden.

Also, mein recht unueberaschendes Fazit ist: Fahrt da hin. Es lohnt sich wirklich. Geht zu Pero im Sueden und zur Schlucht in den Norden. Seid so hoeflich und redet wenigstens Englisch. Wenn jemand fragt ,,Kako si?“ dann sagt ,,Dobro!“. Es ist nicht viel aber wenigstens das. Montenegro ist eine echte Perle.

 

Naja aufgrund meiner Begeisterung fuer den Norden gibt es eine kleine Planaenderung bezueglich meiner Route. Ich fahre wieder in den Norden. Mit etwas dickeren Klamotten und meinem Zelt. von da aus fahre ich ueber den Kosovo und Macedonia nach Griechenland. also Albanien weg, dafuer ein bisschen wilder Norden mit Baer und Wolf. Ich glaube meine Schonfrist ist vorbei. Europa war bislang ein seichtes Abenteuer mit viel Spass und schoenen Momenten. Ich bin warmgelaufen und bereit. Habe mich ein wenig im wudervollen Montenegro ausruhen duerfen und jetzt geht es los.

Ich suche die Abenteuer!

 

 

 

 

 

(Hallo Mama und Papa,

keine Sorge ich mache nichts gefaehrliches und unueberlegtes.

Hab euch lieb. Nils)

 

Das ist ein echt langer Artikel. Mit bedauerlicherweise wenig Bildern weil diese scheiss Computer nicht mehr hochgeladen bekommen. Ihr werdet mit Bildern zugeballert, wenn ich erstmal wieder einen vernuenftigen PC vor mir habe.

 

4 Gedanken zu „Montenegro – the one“

  1. Lieber Nils,

    schön, dass es dir gut geht, schade, wenn du frieren musst.

    Deinen Bericht zu lesen ist ein emotionales Auf und Ab. Bei der Passage mit der Abenteuersuche bei Bären und Wölfen rutscht mir das Herz in die Hose. Zum Glück folgt deine Beruhigung für uns.

    Saud Kera kommt aus dem Kosovo und wir sind am Wochenende in Wennigsen. Wenn es passt, werde ich ihm berichten. Vielleicht hat er auch ein paar Tipps für dich.

    Mit Djam Mohebbi habe ich auch telefoniert (er hatte Geburtstag) und ihm von deiner Reise erzählt. Er war sehr interessiert. Ich bin mir über deine genaue Reiseroute nicht im Klaren, aber Djam meinte, dass hinter Teheran nur Wüste ist.

    So, Mama ist gekommen, jetzt muss ich erst mal enden.
    Alles Gute und halt die Ohren steif.

    Andreas

  2. Lieber Nils,
    du suchst die Welt und findest dich. Bist schon ganz schön weit gekommen.
    Für die Einreise mit dem Moped in den Iran musst du ein Cané de passage beantragen. Das funktioniert aber nur, wenn du eine richtige Zulassung mit Fahrzeugschein und so hast. Wenn du nur mit einem Versicherungskennzeichen unterwegs bist, könnte die Einreise schwierig und, wie du ja schon weißt, sehr teuer werden. Du müsstest die 3000€ Bürgschaft hinterlegen, die du möglicherweise erst Jahre später zurückbekommst. Ich schicke dir noch einmal die Emailadresse, unter der du den cdp beantragen kannst cdp@adac.de . Aber vielleicht hat ja ein anderer Blogleser noch andere Ideen?
    Zum Schluss noch der Hinweis, dass Bären erfahrungsgemäß keine Gefangenen machen – pass auf die auf und mach keinen Quatsch. Oh Gott, wie oft hast du diesen Satz schon von mir in deinem Leben gehört? Naja, wie auch immer, freue mich, wenn ich wieder von dir höre und sehe
    Dagmar

  3. wow, montenegro hört sich wirklich klasse an! macht echt spass, von deinen abenteuern und bekanntschaften (besonders franklin! ^_^) zu lesen 🙂 leider habe ich momentan keine hilfreichen tipps oder ideen, was deine weiterreise angeht, wünsch dir aber weiterhin viele coole erfahrungen!

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