Türkei – Touristenparadies

Mein Aufenthalt in der Türkei ist meiner Ansicht nach in drei Abschnitte einzuteilen.

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Der erste ist auch gleichzeitig der, für mich, wichtigste, da ich in Istanbul die längste Zeit verbracht habe. Mit 11 Tagen war Istanbul, zu dieser Zeit, der Ort an dem ich die meiste Zeit am Stück verbracht habe.

Ich kam aus Griechenland direkt dort an und habe keine zeit an anderen Orten vertrödelt. Istanbul war ein für mich nicht ganz unwichtiges Ziel. Ich hatte eine sehr romantische Vorstellung vom ehemaligen Konstantinopel, wie es einige Griechen noch immer nennen. Diese wurde auch immer wieder geschürt durch Geschichten wie schön es in dieser Stadt sei. Aus diesem Grund entschied ich mich auch dazu, meinen Aufenthalt so auszudehnen, dass ich meinen Geburtstag dort feiern kann.

Dieser Herr hat mich 450 km bis Istanbul gebracht.
Dieser Herr hat mich 450 km bis Istanbul gebracht.

Als ich trampend ankam war es bereits 21 Uhr und ich war mir nicht so sicher wo ich schlafen sollte. Es ist immer ein Interessantes Gefühl irgendwo anzukommen und so gar keine Ahnung zu haben was man machen soll. Ich bin also erst mal zu einem Internetcafé gelatscht und habe Steffi und Geli kontaktiert. Die beiden haben mir dann auch tatsächlich ein Host für eine Nacht vermittelt. Also hin da und ausruhen. Am nächsten Tag das alte Spiel und auf eine Antwort von einem Potentiellen Host hoffen. Sie kam. „Why not?“

OK die nächsten tage waren gerettet. Später noch über Couchsurfen einen Franzosen getroffen, Baptista, der in Istanbul war wegen eines Bewerbungsgespräches. Wir verstanden uns blendend und ich wollte mich mit meinem Host erst am Abend treffen. Wir also ordentlich Tee gekippt und ein bisschen geplaudert. Als es dann Zeit war kam Baptista mit mir. Treffen wollten wir uns gegen 21 Uhr und wir waren pünktlich da. Nach etwa 45 Minuten war ich dann doch etwas demoralisiert, ich hatte ja kein mobiles Internet um den guten Menschen zu kontaktieren. Baptista hatte allerdings eine gute Idee, ganz in der nähe war ein Couchsurfer treffen, welcher Ort sollte besser sein um einen Host für diese Nacht zu finden? Also hin und die Leute vollgelabert. Ich muss gestehen ich war etwas überrascht, dass an einem treffen an dem fast nur lokale Couchsurfer teilnahmen, die Leute uns ausschließlich auf günstige Hostels verwiesen. Die Idee einen anderen Couchsurfer selber aufzunehmen kam tatsächlich niemanden. Um 2 Uhr sind wir dann schließlich zurück nach Beshitash, dem Viertel in dem es viele Studenten gab und haben uns an einer Straße hingesetzt an der viel vorbei kamen. Irgendwann hielt eine Gruppe junger Türken an. Wir plauderten eine weile, bis sie uns einluden an ihrem Platz zu nächtigen.

Hakan, Baptista, ich, Emre
Hakan, Baptista, ich, Emre

Es waren Studenten die schon gut getankt hatten aber noch sehr entspannt waren. An ihrem Platz tranken wir noch ein paar Bierchen (außer Baptista, da er strenger Muslim ist) und plauderten. Es ging, unter anderem um die Proteste am Gihzie Park, bei denen mehrere Demonstranten ermordet wurden. Einer unserer Gastgeber, ein Anwalt, der 2 Tage zuvor seine letzte Prüfung bestanden hat, verlor bei den Protesten einen Freund. Sie erzählten, dass sie immer behelmt zu den Demos gingen. Ich sah die kläglichen Helme und entschloss mich, dass ich ihnen ein kleines Geschenk machen sollte. Ich hatte mich von meinem Mopedhelm noch nicht trennen können und dies schien mir der für mich perfekte Moment um ihn Sinnvoll weiter zu geben.

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Die Opfer der Proteste
Die Opfer der Proteste

Die Freude verblüffte mich dann doch etwas. Ich bin der festen Überzeugung in den Augen des Anwaltes etwas Flüssigkeit wahrgenommen zu haben.

Naja jetzt sind wir natürlich dicke Kumpels geworden und es war ein sehr lustiger Abend. Am nächsten Tag konnte ich meinen Rucksack in der Wohnung lassen, da ich wieder auf Unterkunftssuche ging. Als ich Internet gefunden hatte, sah ich, dass mir mein potentieller Host der letzten Nacht geschrieben hatte, und mich fragte wo ich gewesen sei, ich stellte die selbe Frage zurück und wir verabredeten uns für einen zweiten Versuch.

Dieser klappte auch und ich lernte Çakil kennen. Ein sehr entspannter Mensch der mir ein weiteres Beispiel für die Türkische Gastfreundschaft gab. Bei ihm konnte ich 3 Tage bleiben und mir die Stadt anschauen. Naja Stadt anschauen, ich fuhr zur blauen Moschee, drehte mich auf den Absätzen um und stieg wieder in die Bahn nach Beshitash, ich hasse diese Tourikacke. Ich verbrachte die nächsten tage damit mich, meistens und vorzugsweise in Beshitash, mit lokalen Menschen zu treffen und Tee zu trinken.

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Çakil

Auf diese Art wollte ich die Stadt kennen lernen, nicht in dem ich ein paar nette Fotos mache.

Ich finde es hat gut geklappt.

Nach drei Tagen wieder suche nach Schlafplatz, wieder mit Baptista. Es wurde wider spät, dieses mal hatten wir kein Glück mit Studenten, also sind wir in ein Haus geflüchtet um dort im Keller zu knacken. Unglücklicher weise kam nach 5 Minuten ein Herr herunter sah uns erst verblüfft an und wurde dann etwas stinkig. Er verwies sehr laut auf türkisch des Hauses und wir waren wieder am Anfang.

Doch dann meldete sich ein angepisster Çakil bei und fragte warum ich ihm nicht gesagt hätte, dass ich keinen Host habe und befahl uns zu ihm zurück zu kommen. Er hatte einen Post von mir auf Facebook gelesen „Happy Homeless in Istanbul“naja er hat uns dann nochmal aus der Gosse gezogen.

Aber am nächsten Tag hatte ich immer noch nix und wollte ihm auch nicht mehr auf den Keks gehen also wieder abgezogen und viele Anfragen für ein Host geschrieben. Um 22 Uhr meldete sich eine Medizinstudentin, die mich nicht hosten konnte, da sie in einem Mehrbettraum wohnte, aber mir helfen wollte in einem Krankenhaus unterzukommen. Sie erklärte den Ärzten dort, ich sei deutscher Medizinstudent und wolle in Istanbul studieren. Dies öffnete mir die Türen in ein vier Bett Zimmer, dass ich für mich alleine hatte. Ich fühlte mich gleich heimisch und hatte eine angenehme Nachtruhe.

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Am nächsten Tag fand ich dann den Host für den Rest meines Aufenthalts, Gülden. Sie und ihre Mitbewohnerin machten mir ein Zimmer frei und ich hatte die nächsten vier Tage einen sehr guten Platz zum schlafen. Dann kam mein Geburtstag und damit auch das erste mal das Heimweh. Ich saß auf meinem Bett um 12 Uhr und dachte „juhu…“ dann ging ich eine rauchen und schlafen. Der nächste Tag wurde dann doch deutlich besser. Ich traf Julia, meine alte Mitbewohnerin und sie brachte mir Geschenke von meinen Eltern mit. Wir gingen Essen und dann Bier trinken. Später stießen noch Baptista und Çakil dazu.

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Es war ein netter Abend und ein guter Abschluss für Istanbul, da ich am nächsten Tag weiter in Richtung Iran wollte.

Wieder getrampt und von einem Trucker in Richtung Antalya mitgenommen wurden. Wow 750 km an einem Tag dachte ich. Ich war etwas verstrahlt, da der letzte Abend schon etwas länger ging und schlief ein. NICHT GUT!!! Ich wurde wach, weil der LKW angehalten ist und der nette Kerl der mich mitgenommen hat zu mir herüber kroch. Riesen scheiße war das. Ich hab ihn weggedrückt und den LKW verlassen. Er ist weitergefahren. Es war gegen 20 Uhr und Arsch kalt. Ich musste aber nicht lange warten bis der nächste Truck anhielt. Der Kerl war entspannt und sagte mir, er fahre nicht die volle Distanz bis Antalya aber er habe einen Freund der es tue. Also haben wir nach 150km auf diesen gewartet. Um 12 sammelte mich der Kerl ein. Ich schlief nicht mehr, ich wollte alles im Griff behalten. Er stoppte etwa 50 km vor Antalya und erklärte er habe seine Fahrzeit bereits überschritten und müsse bis Morgen warten um rein zu fahren. Kein Ding. Ich blieb aber trotz seiner Aufforderung mich ins Bett zu legen sitzen und versuchte ihm klar zu machen, dass ich mich sehr wohl fühle da wo ich mich befand. Er starte mich an und ich merkte das sich schon wieder etwas peinliches anbahnte. „Fuck me!“, „No!!!“und raus. Ab in einen Busch und weg. Ich habe dann draussen gepennt. War mir nicht unrecht.

Am nächsten Tag easy nach Antalya gekommen, aber langsam gemerkt, dass ich etwas sensibel beim trampen wurde, ein Schulterklopfen war schon unangenehm also entschied ich mich einen Bus zu nehmen, der mich binnen 24 Stunden nach Van bringen sollte, der Preis von umgerechnet etwa 25 Euro erschien mir ebenfalls als fair und so verließ ich das warme Klima wieder schnell. Ich muss auch sagen, dass ich den Süden der Türkei zum kotzen finde. Der Hotelbau wurde ins Obszöne getrieben, man sieht kein Flecken Strand mehr, es ist Furchtbar.

Die Busfahrt schaute ich einige türkischsprachige Pixar-Filme und fühlte mich recht wohl.

Endlich in Kurdistan angekommen stellte ich eine klimatische Veränderung fest. Es war kalt aber nicht so ein bisschen. Übel, übel. Wieder kein Host. Und dann tat ich was schändliches. Es war mir zu kalt um draussen zu schlafen. Ich ging in ein Hotel. Das erste mal auf meiner Reise. Draußen minus 4 drinnen kuschelig warm. Und ich hatte meine Ruhe. Trotzdem das hat schon sehr an meinem Stolz gekratzt. Am nächsten Tag soviel Frühstück verschlungen wie Irgendwie reinging, noch eine Kurdische Demo aus der ferne gesehen, und mich schleunigst vom Acker gemacht. Kurdische Menschen sind sehr hilfsbereit und gastfreundlich. Und so fühlte ich mich durchaus sicher aber die Demos die da abgehen sind ein anderer Maßstab als ich ihn in Deutschland gewohnt bin. Da muss ich nicht unbedingt mitspielen. Ich habe noch die demolierten Räumpanzer und Wasserwerfer gesehen und ein paar Briefe verschickt, die soweit ich weiß, nie ankamen und habe dann die letzte Etappe gen Iran gestartet.

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Die Post hatte geschlossen also habe ich die Briefe unter der Tür durchgeschoben.

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